15 Uhr Aktuell, Freitag, 3. Dezember, Nr. 236/99

Sex, Tanz und Ekstase

Der legendäre KitKat-Klub zieht ins Metropol

Berlin (az). Am Sonntag ging es noch einmal so richtig rund: Die Beats hämmerten und die Menge wackelte im Takt. Im legendären KitKat-Klub in Kreuzberg wurde gefeiert, als wäre es das letzte Mal. Und in der alten "Location" war es das auch.

Eine Ära geht zu Ende: Nach sechs Jahren Sex, Tanz und Ekstase wechselt das kleine aber feine KitKat in die vom Pech verfolgte Riesendisco Metropol. In der Zwischenetage wurde der Club möglichst originalgetreu nachgebaut. Freitags soll die Party in diesem kleinen Raum laufen, sonnabends öffnen die Türen zur großen Tanzfläche im oberen Stockwerk.

Von der Szene misstrauisch beäugt, ist der Umzug vor allem für die beiden Club-Eltern Kirsten und Thaur eine Zäsur. Als sie das KitKat 1993 starteten, wollten sie der heterosexuellen Sado-Maso-Szene eine Heimat geben. Nach dem Vorbild diverser Schwulen-Clubs sollte die Sexualität aus der Schmuddelecke geholt werden. Weg von Rotlicht und "plumper Stehkneipen-Anmache", war die Devise.

Das Konzept ging auf: In den ersten Jahren wurden orgiastische Partys gefeiert. Auf siebzig Quadratmetern KitKat zuckte alles: Die wabernde Menge verschmolz, auf der Tanzfläche ebenso wie in den Séparées.

Es dauerte nicht lange, bis Fernsehteams aus aller Welt einfielen, um das Geschehen auch ins letzte Wohnzimmer zu senden. Berlin-Touristen standen fortan Schlange vor der Stahltür des neuen In-Clubs. Dahinter führte Kirsten ein eisernes Regiment: "Sexual-Phantasie-Outfit" ist bis heute wichtigste Einlass-Bedingung.

Dennoch "verkam" das KitKat mit den Jahren zum puren Techno-Club. Kurz davor, ihr Projekt "als gescheitert zu beurteilen", entschlossen sich Kirsten und Thaur zum Neubeginn. Als "sozial-politisches Experiment" sehen sie den Umzug ins Metropol und hoffen, dass der "Underground-Geist" zurückkehrt. Obs klappt, zeigt sich vielleicht schon bei der Eröffnung, morgen ab 22 Uhr.